Industrie

Der figo Faktor

Vier Freunde aus Italien machten ihr Hobby zum Beruf: Aus einer allgemeinen Motorradbegeisterung wurde innerhalb weniger Jahre InnTeck, ein internationales Unternehmen, das für seine coolen Produkte rund um das Motorrad bekannt ist.

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Fakten

INNTECK

Gegründet: 2004

Leitung: Das Unternehmen wird von den vier Eigentümern Paolo Drocco, Enrico Luzzo, Maurizio Prati und Mauro Spinardi gemeinsam geführt.

Hauptsitz: Viale Artigianato 30/C, Alba 12051, Italien

Produktsortiment: 7.000 Artikel

Umsatz 2014: 2,8 Millionen Euro

Beschäftigte: 16

www.innteck.com

Links

INNTECK

Ansprechpartner Verkauf

Luca Lupieri, Luca.Lupieri@skf.com

Paolo Drocco, Enrico Luzzo, Maurizio Prati und Mauro Spinardi, vier Freunde aus der norditalienischen Stadt Alba, teilten schon vor Jahren ihre Leidenschaft für Offroad-Motorräder. In ihrer Freizeit beschäftigen sie sich mit allem, was an Bikes, Rennen und Zubehör cool – auf Italienisch: figo – ist.

Aus dieser Passion wurde schließlich InnTeck, ein Vertreiber von innovativen Produkten für Motorräder und andere Zweiräder wie Mountainbikes. In etwas mehr als zehn Jahren hat sich InnTeck zu einem professionellen Anbieter von 7.000 Artikeln in 24 Ländern entwickelt.

Im Februar 2004 startete das Unternehmen im kleinen Stil. Prati arbeitete im Technologie-Marketing und fuhr oft in die USA, die damals der fortschrittlichste Markt für Motorrad-Zubehör waren. „Er fand dort Produkte, die es hier nicht gab, und brachte sie uns mit“, erinnert sich Spinardi, der bei InnTeck für Einkauf und Logistik zuständig ist.

Ein solches Teil war der Prototyp einer automatischen Kupplung. Prati zeigte sie seinen Freunden und die wiederum zeigten sie anderen. Jeder sagte: „Che figo!“ (wie cool). Das Interesse war so groß, dass die vier Freunde beschlossen, diese und andere Innovationen offiziell nach Italien zu importieren.

Der Name InnTeck war eine Kombination aus „Innovation“ und „Technik“. Von Anfang an ging es den Freunden darum, hochwertige innovative Produkte zu finden, die sie an Endverbraucher verkaufen wollten. Prati nutzte sein technisches Können für den Aufbau des ersten dynamischen Online-Shops für Motorradbedarf in Italien. „Der Shop war für Typen wie uns gedacht, für richtige Moto-Fans“, sagt er.

Sechzehn Monate später blühte das Geschäft, und die Einrichtung eines Kunden-Supports war unumgänglich. Spinardi beschloss, sich ganz dem Unternehmen zu widmen und richtete sich auf dem Dachboden von Luzzo ein Büro ein.

Eine im selben Jahr getroffene Geschäftsentscheidung veränderte die Strategie des Unternehmens. InnTeck brachte für die EICMA 2005, die größte internationale Motorrad- und Zubehörmesse, einen 30-seitigen Katalog heraus und verteilte die insgesamt 26.000 Exemplare an alle, die vorbeikamen. Da die ersten drei Tage der Messe nur für Fachbesucher vorgesehen sind, landeten die Kataloge in den Händen von Händlern und nicht von Endanwendern.

InnTecks Initiative zahlte sich aus. Nach der EICMA wandten sich zunehmend Händler an das Unternehmen. Um dem neuen Kundenkreis gerecht zu werden, brauchte man eine Preisliste für Zwischenhändler ebenso wie größere Geschäftsräume.

Auf Luzzos Dachboden gab es nicht genügend Bürofläche, und seine Garage reichte als Lagerraum nicht mehr aus.

Im Februar 2006 besuchten Spinardi und Prati eine Motorradmesse in Indianapolis im US-Bundesstaat Indiana. Da 90 Prozent der Katalogartikel aus den USA stammten, wollten die beiden Partner persönliche Kontakte aufbauen – kein leichtes Unterfangen auf dem ebenso riesigen wie wettbewerbsintensiven amerikanischen Markt. Doch ihre Motorradbegeisterung, das Beharren auf After-Sales-Service (in dieser Branche eher ungewöhnlich) und ihr aufrichtiges Interesse an geschäftlichen Beziehungen führten zum Erfolg. „Unser Konzept gefiel den Amerikanern“, kommentiert Prati. „Innerhalb von wenigen Jahren verdoppelten oder verdreifachten wir die Bestellmenge von jedem unserer Zulieferer.“

InnTeck hatte sich inzwischen als Anbieter von coolem Zubehör einen Namen gemacht und wurde von Fachjournalisten zu Markttrends befragt.

InnTeck macht heute 60 Prozent seines Umsatzes außerhalb von Italien. Der Papierkatalog ist von 30 auf 300 Seiten angewachsen und stellt eine Ergänzung zur Online-Version dar. 2012 führte InnTeck für zwei Produkte – innovative Bremssysteme und Laufbuchsen – eine eigene Marke ein und zog in neue Geschäftsräume in Alba um, wo heute zwölf Personen beschäftigt sind.

Für 2015 ist weiteres Wachstum geplant (das Unternehmen konnte seit seiner Gründung trotz Wirtschaftskrise jedes Jahr einen Zuwachs verzeichnen). Auch der Umzug des Firmensitzes in größere Räume sowie ein verstärkter Fokus auf Artikel für Mountainbikes stehen auf dem Programm.

SKF Partnerschaft
Vor 2009 kannte InnTeck SKF nur als Lagerhersteller. SKF hatte von InnTeck noch nie gehört. Was keiner wusste, war, dass SKF an der Entwicklung einer neuen Produktreihe speziell für den Motocross-Bereich arbeitete, darunter Gabeldichtringe, einen Verschmutzungsschutz für Gabeldichtringe sowie Dichtkopfeinheiten.

2009 stattete der bei SKF Automotive Italien fürs Zweiradgeschäft zuständige Paulo Giraudo Innteck einen Besuch ab. Er suchte einen Fachhändler, der in der Lage war, Kunden die neue Produktlinie zu erklären, und Motorrad-Freunde hatten ihm InnTeck empfohlen. „SKF war uns natürlich ein Begriff, aber nicht für Dichtungen“, erinnert sich Spinardi. Giraudo musste InnTeck zunächst von der Qualität und dem „Coolness-Faktor“ der neuen Produkte überzeugen.

Einige Monate Tests waren für InnTeck Beweis genug. Man erklärte sich bereit, die Produkte weltweit zu vertreiben. SKF und InnTeck identifizierten gemeinsam alle bedeutenden Typen von Offroad-Motorrädern der letzten zehn Jahre und entwickelten eine Produktreihe, die für jeden Typ funktionieren würde.
Seitdem ist die Reihe kontinuierlich erweitert worden und umfasst heute auch Mountain­bikes und Straßenmotor­räder.

Zu InnTecks Vertriebsnetz gehört inzwischen eine amerikanische Niederlassung, InnTeck USA LLC, in Boise im US-Bundesstaat Idaho, die ausschließlich SKF Produkte führt. Viele davon sind in Bezug auf ihre Technik, ihr Design oder ihren Werkstoff einzigartig auf dem Markt, und etliche sind von SKF patentiert. „Das sind genau die ­Produkte, die InnTeck immer vertreiben wollte“, meint Giraudo. Sie haben diesen Coolness-Faktor.

Paolo Drocco, Miteigentümer von InnTeck, bei der Montage des Vorderrads eines Offroad-Motorrads. Mauro Spinardi (links) und Maurizio Prati, Miteigentümer von InnTeck. Austausch eines Vorderrad-Dichtungssatzes.

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