Rosige Aussichten für die Bahn
Die Bevölkerung in den Städten wächst weltweit, aber auch das Umweltbewusstsein. Regierungen investieren deshalb verstärkt in U-Bahn- und Stadtbahnprojekte sowie den Schienengüterverkehr.
Fakten
SKF Lebenszyklus-Partnerschaft – zum Nutzen des Kunden und der technischen Zuverlässigkeit
Mit breit gefächerter Fachkompetenz und führender Technologie kann SKF die Eisenbahnindustrie umfassend unterstützen sowie einen wesentlichen Beitrag zur Reduktion von Lebenszykluskosten und zur Bewältigung von Umweltproblemen leisten. Die Wissensplattformen von SKF schaffen – zusammen mit praktischer Erfahrung, strengen Tests, Qualitätskontrollen und Validierung in modernen Testanlagen sowie im konkreten Einsatz – eine solide Basis, um zuverlässige und maßgeschneiderte Lösungen anzubieten. Die bahnspezifischen Zustandsüberwachungssysteme von SKF ermöglichen die frühzeitige Entdeckung beginnender Lagerschäden. So können Instandsetzungsmaßnahmen geplant werden, bevor potenzielle Betriebsstörungen auftreten. Mit ihrem Lagerüberholungs- und Montageservice hilft SKF, die Lebenszykluskosten und die Umweltbelastung von Schienenfahrzeugen über deren gesamte Nutzungsdauer zu minimieren.
Angesichts der zunehmenden Herausforderungen, die Urbanisierung und Klimawandel mit sich bringen, ist dem globalen Eisenbahnsektor in den kommenden Jahren ein kontinuierlicher Ausbau gewiss.
Weltweit sind derzeit Bahnprojekte im Wert von rund 2,4 Billionen US-Dollar am Laufen. Laut BMI (Business Monitor International) Research, einem Marktforschungsunternehmen der Fitch Group, investieren China, die USA, Indien, Brasilien und Großbritannien am meisten in ihr Schienennetz.
Für die Anbieter von Schienenfahrzeugen, Infrastruktur, Technologie und After-Sales-Services für die Eisenbahnindustrie, darunter SKF, sind das gute Nachrichten.
Der in Brüssel ansässige Verband der europäischen Eisenbahnindustrie UNIFE sagte voraus, dass der globale Eisenbahnmarkt mit seinem Gesamtvolumen von 150 Milliarden Euro im Zeitraum 2014 bis 2019 jährlich um 2,7 Prozent wachsen werde. „Weltweite Megatrends wie Bevölkerungswachstum, Urbanisierung, höhere Anforderungen an die Mobilität und Umweltanliegen begünstigen das Wachstum dieser Branche“, berichtet UNIFE.
In den Industrie – und Schwellenländern macht der schienengebundene Stadtverkehr (U- und S-Bahnen) einen beträchtlichen Anteil der Investitionen aus. So ist in den letzten beiden Jahrzehnten die Zahl der Metrosysteme weltweit um mehr als 80 Prozent gestiegen. Laut einem Bericht der International Association of Public Transport (UITP) von 2015 hatten 1990 weltweit erst 84 Städte eine Metro in Betrieb, 2014 waren es 157.
Diese Zahl wird mit Sicherheit größer, da zurzeit schienengebundene Projekte im Personennahverkehr mit einem Wert von 623 Milliarden US-Dollar am Laufen sind. Allein Indien und China geben zusammen nahezu ein Drittel dieser gigantischen Summe aus (70 bzw. 115 Milliarden USD), wie aus dem Bericht von BMI Research hervorgeht.
Das Bevölkerungswachstum ist eine treibende Kraft hinter den Investitionen in U- und Stadtbahnprojekte. Der Zustrom in die Städte führt zu Verkehrsstaus, überfüllten Verkehrsmitteln und schlechterer Luft.
Und die Situation verschärft sich. Die Weltbank schätzt, dass die Zahl der Stadtbewohner bis 2045 auf sechs Milliarden anwachsen wird. Das wären zwei Milliarden mehr als heute.
Strengere Richtlinien zur Reduzierung von Schadstoffen zwingen Regierungen, in umweltfreundlichere öffentliche Verkehrsmittel zu investieren. Nach einem Bericht des Internationalen Eisenbahnverbands UIC und der Gemeinschaft der Europäischen Bahnen und Infrastrukturgesellschaften (CER) ist die Bahn die „emissionseffizienteste“ Form des Personennahverkehrs.
„Wenn Menschen weniger Zeit im Verkehr und in Staus verbringen, ergeben sich daraus Produktivitätsgewinne. Außerdem wird die Stadt ein attraktiverer Standort für Investoren“, sagt Michelle Karavias, Leiterin der Infrastrukturforschung bei BMI Research in New York.
China und Indien stehen bei Investitionen in den schienengebundenen Stadtverkehr weltweit an erster Stelle. Laut Becky P. Y. Loo, Leiterin des Institute of Transport Studies an der Universität Hongkong, sind in China nicht weniger als 70 U-Bahnprojekte im Bau.
Aber auch andere Länder sind aktiv. Peru baut in der Hauptstadt Lima eine 35 Kilometer lange U-Bahnstrecke. Das 5,7 Milliarden US-Dollar teure Projekt wird vom Staat und einem Unternehmenskonsortium finanziert. Es ist das typische Beispiel einer öffentlich-privaten Partnerschaft, die laut Karavias immer mehr Länder als Weg zur kostensparenden Finanzierung aufwändiger Projekte sehen.
Saudi-Arabien hat besonders hoch gesteckte Ziele: In der Hauptstadt Riad soll ein U-Bahnnetz mit sechs Linien und 175 Kilometern Streckenlänge entstehen. Siemens zufolge handelt es sich um das größte Metroprojekt der Welt. Das deutsche Unternehmen wird die schlüsselfertige Gesamtanlage für zwei fahrerlose U-Bahnlinien einschließlich Zügen, Signaltechnik und Kommunikationsausrüstung liefern.
Laut Becky Loo von der Universität Hongkong erfreuen sich vor allem in Asien auch Stadtbahnen und Nahverkehrslinien zunehmender Beliebtheit, weil sie billiger und leichter zu bauen sind.
In Taiwan zum Beispiel soll in diesem Jahr das erste Stadtbahnnetz in der Hafenstadt Kaohsiung in Betrieb genommen werden. Das 22 Kilometer umfassende System wird das weltweit erste ohne Oberleitungen sein: Die Elektrowagen werden mit einem „Schnelllade-Akku“ ausgestattet, der sich an den Haltestellen rasch auflädt.
Neben dem Personenverkehr wird auch in den schienengebundenen Güterverkehr kräftig investiert. Viele Länder, insbesondere Schwellenländer, steigen beim Gütertransport zunehmend auf die Schiene um, um Autobahnen und Schnellstraßen zu entlasten. Allerdings wird hier mit einem langsameren Wachstum als beim Schienenpersonennahverkehr gerechnet, was hauptsächlich auf den Preisverfall bei Rohstoffen zurückzuführen ist. So sind in Afrika, Lateinamerika und Australien viele Bahnprojekte an neue Minenerschließungen gebunden, die aufgrund niedriger Preise und eines schwächeren Wirtschaftswachstums vielleicht nicht langfristig tragfähig sind.
Das deutsche Beratungsunternehmen SCI Verkehr rechnet mittelfristig für den Güterverkehrsmarkt mit einem Wachstum von 2,4 Prozent, was deutlich weniger ist als das auf sieben Prozent geschätzte Wachstum im Personennahverkehr.
Konjunkturempfindlich sind auch Hochgeschwindigkeitszüge. Die Entwicklung dieser Technik ist kostspielig und bietet Anlegern geringe Renditen. Laut SCI Verkehr wird dieser Markt um jährlich 1,3 Prozent wachsen, vor allem im After-Sales-Bereich.
Einige Länder haben in den letzten Jahren derartige Projekte auf Eis gelegt. China ist jedoch eine Ausnahme. Obwohl das Land bereits über das weltgrößte Hochgeschwindigkeits-Streckennetz mit einer Länge von 19.000 Kilometern verfügt, ist hier laut BMI Research ein Ausbau um weitere 5.500 Kilometer zum Preis von 35 Milliarden US-Dollar im Gange.
China investiert zudem in Hochgeschwindigkeitsprojekte in anderen Teilen der Welt und wird damit in Zukunft zur potenziellen Konkurrenz für andere Hersteller von Schienenfahrzeugen wie Siemens, Bombardier und Alstom.
Im Oktober 2015 erhielt China den Zuschlag für den Bau einer 150 Kilometer langen Hochgeschwindigkeitsstrecke in Indonesien im Wert von 5,5 Milliarden US-Dollar. Ein Konsortium unter chinesischer Führung hatte auch zunächst den Auftrag bekommen, die Hochgeschwindigkeitsbahn in Mexiko zu bauen. Das Projekt wurde jedoch später gestrichen.
Am größten ist jedoch der Anstieg der Eisenbahninvestitionen in Katar. Das Land, Gastgeber der Fußball-Weltmeisterschaft 2022, baue, so Karavias, „aus dem Nichts ein komplettes Schienennetz“. Es gibt Pläne für ein U-Bahnsystem in der Hauptstadt Doha und eine Stadtbahnstrecke in Lusail. Darüber hinaus sind Fernzugverbindungen für den Personen- und Gütertransport geplant. Auch die Entwicklung von interregionalen Verkehrskorridoren in verschiedenen Teilen der Welt wie etwa die Brasilien-Peru-Verbindung schafft gute Voraussetzungen für zukünftige Eisenbahninvestitionen.
„Der Schienenverkehr“, bilanziert Karavias, „stimmt uns optimistischer als der Straßenverkehr“.