Originalprodukte gehen alle an – überall
Die Verbreitung von Produktfälschungen bei Geschäften zwischen Unternehmen ist weltweit ein wachsendes Problem. Den Kunden ist manchmal gar nicht bewusst, dass sie gefälschte Erzeugnisse verwenden und welche Risiken damit verbunden sind. Diese Unkenntnis über Qualität und Ursprung von Produkten wie Wälzlager kann die Zuverlässigkeit von Maschinen sowie die Gesundheit und Sicherheit von Mitarbeitern und Umwelt erheblich gefährden. Zudem besteht das Risiko von erhöhten Betriebskosten, die in keinem Verhältnis zum Einkaufspreis stehen.
Die meisten Verbraucher sind sich darüber im Klaren: Beim Kauf von Luxusmarken etwa im Bereich Bekleidung, Accessoires, Schuhe, Kosmetik und Elektronikprodukte besteht immer die Gefahr, dass es sich um Plagiate handelt.
In der Industrie sind Produktfälschungen jedoch mehr als nur ein Ärgernis für die rechtmäßigen Hersteller – sie können unermesslichen Schaden anrichten und eine echte Gefahr darstellen.
SKF nimmt dieses wachsende Problem ernst. Seit über zehn Jahren beschäftigt sich ein engagiertes Team damit, das Bewusstsein für Produktpiraterie zu schärfen. Dazu gehört auch, Kunden – und das eigene Personal – entsprechend zu schulen, damit sie skrupellosen Lieferanten entgegenwirken können, und Strafverfolgungsbehörden beim Entfernen gefälschter SKF Produkte vom Markt unterstützen.
Clayton Tharp, Brand Protection Manager bei SKF, ist Mitglied dieses Teams. „Wenn ein mit SKF gekennzeichnetes Produkt nicht die erwartete Leistung erbringt, wählt der Kunde möglicherweise eine andere Marke“, sagt Tharp. „Falls der Kunde nicht weiß, dass es sich um ein gefälschtes Produkt handelt, nimmt er einfach an, das Problem läge bei SKF. Das kann uns teuer zu stehen kommen und unserer Marke sehr schaden.“
Tharp verfügt über umfangreiche Erfahrungen von Bestandsprüfungen, um gefälschte SKF Produkte zu identifizieren und aus den Regalen der Warenlager zu entfernen. In vielen Fällen hat dies auch zur Klärung von Lagerausfällen bei Kunden beigetragen.
„Ein Fall war in Südamerika“, erinnert sich Tharp. „Der Kunde war verärgert, weil es in einer bestimmten Maschine immer wieder zu Betriebsstörungen kam. Ich fragte ihn, ob wir uns das defekte Lager einmal ansehen dürften, und während er es holte, warf ich einen Blick in die Lagerbestände des Kunden, um nach Produktfälschungen zu suchen. Alle Lager waren original SKF Produkte außer einem Lagertyp. Das war ein Plagiat. Ich nahm eines davon zur Besprechung mit, und als der Kunde mit dem fehlerhaften Lager zurückkam, sahen wir direkt, dass es eine der Produktfälschungen war.“
Endanwender können kaum erkennen, dass sie gefälschte Produkte kaufen. Laut Kjetil Eliassen, ebenfalls Mitglied des Teams und Brand Protection Manager bei SKF, sind geschulte Spezialisten erforderlich, um ein gefälschtes SKF Produkt von einem echten zu unterscheiden. Es gibt jedoch einige Warnzeichen: „Zum Beispiel Schwierigkeiten beim Einbau, unerwartet frühzeitige Ausfälle oder auffallend kurze Lieferzeiten, die bei großen Herstellern normalerweise länger sind“, meint er.
Der drastische Anstieg des E-Handels im B2B-Sektor hat Produktfälschern neue Möglichkeiten eröffnet. „Man findet extrem professionelle Websites mit erstklassigen Bildern von einer Produktionsstätte und detaillierten Informationen über das Unternehmen“, stellt Tharp fest. „Tatsächlich ist die Website aber das Werk eines geschickten Webdesigners, der irgendwo in der Welt in seiner Garage sitzt.“
Ein anderer cleverer Weg, um sich als rechtmäßiger Lageranbieter darzustellen, besteht darin, den Preis für das gefälschte Produkt nur geringfügig unter dem des Originalprodukts anzusetzen.
„Der Preis ist nicht unbedingt ein Indikator für eine Fälschung“, erklärt Eliassen. „Wir wissen sogar von Fälschungen, die doppelt so teuer verkauft wurden wie das Original, weil die Fälscher die entsprechende Verfügbarkeit anbieten konnten.“
Oft sind Kunden sich nicht bewusst, dass sie gefälschte Produkte in ihrem Betrieb einsetzen. Aber viele wollen auch nicht eingestehen, dass sie Plagiate gekauft haben. Eliassen und Tharp sind zahlreichen Kunden begegnet, die durch Stillstände, Produktionsausfälle, Fehlproduktionen und Rückrufmaßnahmen große finanzielle Verluste und schwere Imageschäden erlitten haben.
„Am Ende müssen die Kunden selbst entscheiden, welchen Lieferanten sie vertrauen“
Kjetil Eliassen, Brand Protection Manager bei SKF
Deshalb ist es für das Brand Protection Team durchaus eine Herausforderung, die Entfernung von gefälschten Produkten aus dem Warenlager eines Kunden durchzusetzen.
„An solche Kunden appelliere ich, sofort die Konsequenzen zu ziehen, die Lieferanten auf die schwarze Liste zu setzen und die Fälschungen zu verschrotten, damit sie erst gar nicht zum Einsatz kommen“, betont Eliassen. „Wenn mir das gelingt, ist es ein fantastischer Erfolg. Ich gehe jeden Tag mit der Überzeugung zur Arbeit, dass das, was ich tue, das Kaufverhalten von industriellen Kunden verändert und den Handel mit Produktfälschungen erheblich unterminiert.“
Einen weiteren Faktor hin, der das Plagiatgeschäft fördert: externer Druck
„Der zunehmende Druck auf die Einkaufsabteilungen ist ein Problem“, sagt Nadine Korell, Regionalleiterin Industrievertrieb Osteuropa bei SKF.
HIER GEHT ES UM ZEIT UND GELD.
Nadine Korell, Regionalleiterin Industrievertrieb Osteuropa bei SKF
Produktfälschungen verursachen Unternehmen nicht nur finanzielle Verluste, sie gefährden auch die Zuverlässigkeit von Maschinen, die Kalkulation von Betriebskosten sowie die Gesundheit und Sicherheit von Mitarbeitern und Umwelt.
Kenntnis spielt bei der Bekämpfung von Fälschungen eine wesentliche Rolle. „Die meiste Zeit verbringe ich damit, Bewusstsein für das Plagiatsproblem zu schaffen“, so Tharp. „Ich habe weltweit Schulungen für SKF Mitarbeiter, unsere Vertragshändler, Endanwender und staatliche Behörden durchgeführt. Das tun wir immer noch, inzwischen aber in Form von Videokonferenzen.“
Der Kern der Botschaft an die Kunden: Die Echtheit von SKF Produkten stellt man am besten sicher, indem man sie von autorisierten Quellen kauft. Die Markenschutzabteilung der SKF Group hat ein Bestandsprüfungsprogramm für alle SKF Vertragshändler, und SKF nimmt weltweit stichprobenweise Bestandsprüfungen vor. Wenn sich Händler dem SKF Vertriebsnetz anschließen, unterzeichnen sie eine vertragliche Vereinbarung, die auch einen Antifälschungsparagrafen enthält. SKF gibt allen Händlern klare Richtlinien vor, dass sie nur original SKF Produkte kaufen dürfen.
„Am Ende müssen die Kunden selbst entscheiden, welchen Lieferanten sie vertrauen“, schließt Eliassen. „Wenn es um die Echtheit von Produkten geht, können wir von SKF sagen, dass wir vollstes Vertrauen in unser Vertragshändlernetz setzen. Daher raten wir unseren Industriekunden, das auch zu tun.“